Der Libanon
Das kleine Land Libanon, eingezwängt zwischen den mächtigen Nachbarn Syrien und Israel, mit gerade einmal 10.500km² nur halb so groß wie Hessen und mit nur 4,5 Millionen Einwohnern ein Zwerg in der Region, galt früher als die Schweiz des Orients. So wurde der Libanon in den 50er und 60er Jahren des 20. Jahrhunderts unter anderem wegen der wirtschaftlichen Stabilität und der politischen Neutralität genannt. Zusätzlich drängten viele andere Faktoren den Vergleich auf: mehr als 3.000m hohe Berge, viele wohlhabende Bürger, die ihren Reichtum auch gerne zeigten, sowie teure Restaurants, Bars und Hotels. Und natürlich die multikulturelle, mehrsprachige Bevölkerung. Schon damals war Beirut ein Touristenmagnet. Es gab (und gibt) gute und sündhaft teure Bars, Restaurants und Hotels. Die reichen Libanesen und Touristen zogen auch eine große Anzahl der Schönen der Nacht in die Stadt. Somit galt die libanesische Hauptstadt als ein Sündenpfuhl inmitten der überwiegend muslimischen Länder und war ein beliebtes Reiseziel allein reisender Männer aus Ost und West. Der Libanon war lange Zeit das einzige Land der Region mit einer christlichen Majorität und einer halbwegs stabilen Demokratie. Noch bis Anfang der 60er Jahre stellten Christen die Mehrheit. Durch Auswanderung und eine niedrigere Geburtenrate dieses Bevölkerungsanteils stellen heute allerdings Moslems etwa 60 %. Sie verteilen sich zu etwa gleich großen Teilen auf Sunniten und Schiiten; Alawiten machen nur einige Prozent aus. Den Großteil der Christen stellen die Maroniten mit etwas mehr als 20 %, der Rest verteilt sich auf griechisch-orthodoxe, griechisch-katholische und eine Menge anderer christlicher Glaubensrichtungen auf. Zu diesen Gruppen kommen noch etwa 8 % Drusen, die eine eigene Auslegung des Korans haben und nicht den Muslimen zugerechnet werden. Um den langen Bürgerkrieg zu beenden, wurde eine komplexe Lösung gefunden, die den Rahmen hier sprengen würde. Staatsoberhaupt muss ein maronitischer Christ sein, Oberbefehlshaber der Armee ein Christ, Ministerpräsident ein Sunnit und Parlamentspräsident ein Schiit. Bei der letzten Parlamentswahl war die schiitische Hisbollah der große Gewinner. Ihr erfolgreicher Kampf gegen die Israelis brachte ihr auch großes Ansehen in anderen Bevölkerungsgruppen. Ihr Einsatz an der Seite Assads in Syrien kostete sie dieses Ansehen und zieht den Libanon in den Syrienkonflikt mit hinein. Wieder gibt es Scharmützel und Bombenanschläge. Ein weiterer Bürgerkrieg droht. Die Kriege der arabischen Länder mit Israel und die dadurch verursachte Einwanderung von Palästinensern war zu viel für das kleine Land. Die aufgebauten Spannungen zwischen den verschiedenen Volksgruppen entluden sich in den Jahren 1975 bis 1989 in einem grausamen, langen Bürgerkrieg. Er kostete etwa 100.000 Menschen das Leben und vertrieb fast eine Million. Riesige Zahlen für ein Land von gerade einmal 4,5 Millionen Einwohnern. Immer wieder besetzten Israel oder Syrien Teile des Landes. Heute herrscht ein eher labiler Friede. Das Land ist eigentlich so schön! Die lange Küstenlinie besuchen viele Badegäste. Und die bis zu über 3.000m hohen Berge sind ein Eldorado für Radler, Wanderer und Skifahrer! Nur die im Staatswappen abgebildete Libanonzeder ist leider fast ausgerottet. Leider muss man als Tourist immer die Landkarte im Kopf haben: Da kannst du hinfahren! Da nicht! Da nur mit Einschränkungen! Die Fahrweise der Libanesen gefiel uns nicht. Dafür aber umso mehr die libanesische Küche und der Wein. Die Einreise ist für EU-Bürger mit Reisepass völlig unkompliziert! Wir möchten gerne wieder an ausgewählte Orte des Libanons reisen. Aufgrund des Verkehrs jedoch ohne unsere Räder.
Libanon:
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